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Landesgartenschau bringt Menschen zusammen

Am 22. April 2027 beginnt in Oberhessen die interkommunale Landesgartenschau. Wie laufen denn bislang die Vorbereitungen in Ranstadt, Frau Reichert-Dietzel?

Die Gemeinde Ranstadt möchte dem Apfel bei der Landesgartenschau eine Bühne bieten. Denn dabei gibt es laut Bürgermeisterin Cäcilia Reichert-Dietzel (SPD) auch einen Anknüpfungspunkt zu den Felsenkellern in Dauernheim. Sie hofft, dass zwei oder drei für Gäste geöffnet werden können, damit dort Führungen und Verkostungen stattfinden können. In einer Interviewreihe mit den Bürgermeistern der elf Kommunen, die die Gartenschau in gut zwei Jahren ausrichten, beleuchtet diese Zeitung in Zusammenarbeit mit der Landesgartenschau gGmbH, welche Projekte geplant sind, welche Perspektiven das Großereignis bietet und woran noch gearbeitet werden muss.

Noch sind es rund zwei Jahre bis zur Eröffnung der Landesgartenschau - für Ranstadt noch viel Zeit?

Es ist ein sowohl als auch. Bei Projekten, für die wir auf höheren Ebenen noch Unterstützung und Genehmigungen benötigen, gibt es immer wieder Wartephasen und die Zeit wird knapp. Ein Beispiel: Wir wollten einiges über das KfW-Förderprogramm 444 abdecken, doch im Oktober war der Topf leer. Also müssen wir einen Neuanlauf nehmen. Denn für mich ist klar: Kein Projekt ohne Förderung - und wir haben ein sportliches Programm mit 50 Projekten. Aber: Wir haben auch schon viel geschafft.

Geben Sie uns einen Einblick: Wo ist die Landesgartenschau schon konkret sichtbar in Ranstadt?

Die Rollsportanlage ist ein Beispiel. Kinder und Jugendliche haben sich für eine solche Bahn starkgemacht. Im vergangenen Jahr haben wir sie als eines der ersten Projekte realisiert. In fast jedem Ort stecken die Ortsbeiräte schon seit zwei Jahren in jedem Herbst Tulpenzwiebeln, um im Hinblick auf die Landesgartenschau die Erfahrung zu haben, an welcher Stelle in den Orten das Pflanzen der Blumen überhaupt sinnvoll ist. Dann haben wir schon viele Parkbänke aufgestellt. In Bellmuth hat der Ortsbeirat den Brunnenplatz entwickelt, mit Geldern aus dem alten Ikek-Programm haben wir eine Bogenbrücke umgesetzt und das alte Backhaus saniert. Ein Backhaus ist sicherlich auch während der Gartenschau ideal für Veranstaltungen.

Worauf können sich die Besucher, die nach Ranstadt kommen, am meisten freuen?

Der Schwerpunkt wird auf den Naturschönheiten liegen, auf Produkten, die die Natur dem Menschen liefert, und dem, was sich daraus machen lässt. Den Apfel haben wir zum Beispiel in der gesamten Region, in Ranstadt wollen wir ihm eine Bühne bieten. Hier gibt es für uns auch den Anknüpfungspunkt zu unseren Felsenkellern.

Inwiefern?

In Dauernheim gibt es 80 Felsenkeller, die ab dem 9. Jahrhundert, vermutlich schon früher, den Menschen als kühle Lagerstätte für Lebensmittel gedient haben. Sie sind energetisch nachhaltig und unter diesem Aspekt auch für Gegenwart und Zukunft interessant. Seit fast 20 Jahren arbeiten wir daran, sie wieder nutzbar zu machen. Im Zuge der Landesgartenschau wollen wir es nun schaffen, zwei oder drei für Gäste zu öffnen. Dort könnten Führungen und Verkostungen stattfinden.

Was ist darüber hinaus noch geplant?

Ein zweites großes Thema ist Wasser, zum Beispiel im Laisbachtal. Das ist eines der kleinsten und schönsten Täler, die wir in der Region haben. Dort werden wir den Bach renaturieren. Ein kleiner Rad- und Wanderweg führt hindurch. Dazu kommen neue Radwege etwa in Richtung Ortenberg, grüne Oasen in den Ortsteilen, ein Europapark in Ober-Mockstadt, Flächen für das Generationen-Miteinander und, und, und ... Es gibt sehr viele Ideen, gerade auch von den Bürgerinnen und Bürgern, die sich einbringen.

Wie gestaltet sich das ehrenamtliche Engagement in Ihrer Gemeinde?

Wir haben drei Arbeitsgruppen zu den Themenblöcken Veranstaltungen, Umbau/Grünflächen sowie Mobilität und Technik. In allen drei Bereichen sind Ehrenamtliche aktiv. Zum Beispiel haben wir im Sommer Spielplatzbesuche gemacht und die Kinder gefragt, wie sie sich ihr Umfeld wünschen würden. Daraus entstanden ist die Idee einer multifunktionalen Spielfläche, die neben der Rollsportanlage gebaut werden wird. Genauso wurden die Senioren befragt, woraufhin wir Parkbänke aufgestellt und mit der Gemeinde Glauburg einen vom Land Hessen geförderten Miteinander-Bus, einen Bürgerbus, angeschafft haben. Das wird auch während der Landesgartenschau eine Rolle bei Veranstaltungen spielen. Dann haben wir Vereine, die sich einbringen werden.

Wie werden diese sich einbringen?

Es gibt die Idee, dass sie an den Veranstaltungswochenenden im Sommer an den Wegen mit den vorhandenen Weihnachtsmarkthütten Schattenplätze schaffen und Getränke anbieten. Und dann haben wir glücklicherweise unsere Ortsbeiräte, die auch seit zwei Jahren sehr aktiv und intensiv eingebunden sind.

Welche Pluspunkte bietet die Landesgartenschau für die Menschen, die in Ranstadt leben?

Sie ist Anlass, die eigene Heimat zu entdecken. Zu entdecken, wie schön wir leben dürfen und dass wir diese Schönheit feiern sollten. Es gibt hier so vieles, was traumhaft ist. Anders als das Urlaubsgebiet in der Ferne habe ich es direkt vor der Haustür und kann immer wieder hingehen. Vom Staat sind wir nicht gut ausgestattet, unsere Schönheiten zu unterhalten - wie der Burgherr, der kein Geld hat, seine Zinnen jedes Jahr zu polieren. Zur Landesgartenschau bekommen wir im übertragenen Sinne eine Förderung für die Zinnen, damit sie auch von Weitem glänzen - eine einmalige Chance, die wir nutzen müssen. Das sind Investitionen, die den Menschen, die hier leben, bleiben werden.

Wo liegen aus Ihrer Sicht die größten Chancen der Landesgartenschau als interkommunaler Gartenschau? Und was ist Ihre Vision dazu?

Die größte Chance liegt im Miteinander der Gemeinden in der Region Oberhessen und dass wir stärker im Austausch sind zu Themen, die alle in unserer Region betreffen und angepackt werden müssen, wie etwa der Schutz vor Hochwasser. Wanderwege und Radwege erschließen nicht nur die versteckten Schönheiten unserer Region. Sie bringen auch Menschen zusammen und das ist die Königsdisziplin. Darüber hinaus ist die Landesgartenschau Anlass, in unseren Gemeinden zu wachsen, uns neu Gedanken zu unserem Ort zu machen und gemeinsam etwas zu entwickeln. Natürlich steuert vieles auf den Durchführungszeitraum der Landesgartenschau zu. Eigentlich ist das aber nicht das Ende des Prozesses, sondern der Start in eine neue Sichtweise und zukunftsweisende Ideen, die dort ihren Anfang gefunden haben.

Die interkommunale Landesgartenschau Oberhessen findet vom 22. April bis zum 3. Oktober 2027 in elf Kommunen statt. Aktuelle Infos gibt’s auf www.landesgartenschau-oberhessen.de.

Kreis-Anzeiger 08. Januar 2025